Zurück nach Pokhara und Kathmandu

Trekking in Nepal: Zurück nach Pokhara und Kathmandu

Doch wir mussten weiter. Heute sollte es noch bis Kathmandu zurückgehen, aber es kam ganz anders. Im Hubschrauber war nur Platz für fünf Personen, also musste der Pilot zweimal fliegen, um uns alle nach Pokhara zu bringen. Das ist ja eigentlich kein Problem, wenn da nicht vor uns schon zwei Mannschaften zum Abflug bereit standen. Wir waren die dritten in der Schlange der Wartenden. Endlich Motorengeräusch und kurze Zeit später, kam ein zwischen den riesigen Bergen, winzig wirkender kleiner Hubschrauber. Die erste Truppe stieg ein und wir beobachteten dies von unserem Treppenplatz aus. In einer Stunde spielte sich das wieder ab. Nun saßen wir schon drei Stunden hier und es hieß weiter warten. Von Oms Home wurde uns ein Mittagessen gebracht, das war doch eine nette Geste. Dann kam Krishna auf uns zu. Er war ganz blass und ruhig. Er hatte erfahren, dass der Hubschrauber nur noch ein einziges Mal kommt. Das hieß für uns, „Zwei müssen hier bleiben“. Eventuell gibt es noch die Möglichkeit in einem Russenhubschrauber nach Pokhara zu fliegen, aber es war nicht sicher ob dieser heute überhaupt noch ein zweites Mal hier landet. Wir versuchten den Piloten zu bestechen uns alle mitzunehmen. Aber es ging kein Weg rein und so verließen wir Jomoson. Paul und Krishna blieben dort und traurig blickten wir nach unten. Jedem von uns standen Tränen in den Augen. Sollte so unsere Reise zu Ende gehen? Wir heute Abend in Kathmandu und Krishna und Paul in Jomoson?

Doch es kam wieder ganz anders. Das Trauergefühl schlug erst einmal von einer Minute zur anderen in ein unbeschreibliches Glücksgefühl um. Es war ein Traum - in einem Minihubschrauber durch die tiefste Schlucht der Welt zu fliegen. Rechts und links von uns, hohe schneebedeckte Berge, davor ein paar Wolken, unter uns kämpften sich unzählige Wege und Flussläufe durch die Schlucht. Wir wussten nicht, ob wir einfach nur diesen Flug genießen oder ob wir über die Trennung von Paul und Krishna traurig sein sollte.

In Pokhara musste dann alles sehr schnell gehen. Unser Anschlussflug nach Kathmandu stand schon bereit, doch... die Maschine war überbucht. Was nun? Wir waren ohne Krishna, wir wussten nicht wann oder ob er überhaupt heute noch kommt, wir fragten uns, ob er gleich noch nach Kathmandu weiterfliegt, weil er dachte wir sind bereits dort. Wir wussten gar nichts, uns war nur unsagbar heiß. Immerhin sind wir innerhalb von 30 Minuten von 10 Grad Außentemperatur auf 29 Grad geklettert. Heike nahm das Zepter in die Hand und diskutierte eine Weile mit dem Flightmanager des Flughafens. Es taten sich mehrere Varianten auf. Zwei Plätze gab es noch in einem anderen Flugzeug - aber die Gruppe noch weiter trennen - nein. Es sollte noch eine Maschine nach Kathmandu starten. Allerdings hatte der Pilot noch keine schriftliche Genehmigung für diese kurze Landebahn. Er war zwar schon einmal in Pokhara gelandet - aber in die Maschine einsteigen - nein. Wir entschlossen uns zusammenzubleiben. Wie weiter? Der Fligthmanager hatte erfahren, dass doch noch ein Hubschrauber aus Jomoson kommen sollte. Vielleicht waren ja Krishna und Paul da drin. Ein kleiner Schimmer der Hoffung keimte in uns auf. Er lud uns alle in sein Büro ein und versorgte uns mit Tee. Im Büro saßen fünf Angestellte von Yeti-Air, der Fluglinie, mit der wir eigentlich nach Kathmandu fliegen sollten. Es befanden sich zwei Telefone und drei Handys im Büro und wir vier mit unserem gesamten Gepäck. Es wurde durcheinander in Nepali, Deutsch und Englisch geredet und unzählige Male klingelten alle möglichen Telefone.

Nach einer Stunde schwirrte uns der Kopf. Wir erklärten dem Fligthmanager, dass wir auf Krishna und Paul warten. Er setzte alle Hebel in Bewegung um rauszubekommen, ob die beiden an Bord des Hubschraubers waren. Jetzt bot sich uns noch eine Möglichkeit. Der Hubschrauber sollte nur zwischenlanden und anschließend weiter nach Kathmandu fliegen. Dort waren 3 Plätze frei. Also hätten wieder 3 mitfliegen können. Was aber, wenn Paul und Krishna dort an Bord waren. Stiegen Sie in Pokhara aus oder wollten Sie weiter fliegen nach Kathmandu? Sie dachten ja bestimmt, dass wir bereits dort waren. Es drehte sich alles. Was war richtig, was war falsch. Der Flightmanager merkte unser zaudern und nahm das Zepter in die Hand. Alle kümmerten sich rührend um uns. Lutz sollte, sobald der Hubschrauber landete mit ihn auf die Rollbahn gehen, und nachsehen, ob Krishna und Paul im Hubschrauber sitzen. Es wurde spannend. Hoffentlich sind die beiden dort drin und wir können wieder alle gemeinsam über unsere Erlebnisse der letzten Wochen, Tage und Stunden reden, lachen und nachdenken. Der Flightmanager hatte bereits herausbekommen, dass noch ein deutscher im Hubschrauber saß. War das Paul? Die Zeit schlich dahin. Die Telefone klingelten, alle redeten durcheinander, es wurde geraucht, Tee getrunken und voller Hoffnung auf den Hubschrauber gewartet. Selbst die Angestellten, die mit im Büro waren, waren gespannt ob Paul und Krishna es geschafft hatten, einen Platz zu bekommen.

Dann endlich Motorengeräusch. Lutz und der Flightmanager stürzten los. Wir waren ganz ruhig geworden, drehten uns vom Fenster weg. Wir wollten nicht hinschauen. Es vergingen schreckliche fünf Minuten. Uns kamen diese vor wie Stunden. Endlich ging die Tür auf und wir fielen uns in die Arme. Mister Paul und Krishna standen vor uns. Alle redeten durcheinander und der Flightmanager war überglücklich uns geholfen zu haben. Wir waren wieder zusammen. Erst nach einer halben Stunde hatten wir uns beruhigt. Jetzt erzählten alle ihre Erlebnisse durcheinander, wir vom Flughafen und Krishna und Paul vom Kampf um die Plätze im Hubschrauber. Aber egal, wir konnten heute Abend noch richtig Abschied von Krishna feiern, denn er musste am nächsten Tag eine neue Gruppe übernehmen. Der Flightmanager, von dem wir leider nicht einmal den Namen weiß, organisierte uns ein Hotel, einen Bus, trug unsere Sachen nach draußen und war stolz und froh das dieses Abenteuer so gut endete. Wir luden ihn zum Abendbrot ein, denn Staatsbeamte dürfen in Nepal kein Trinkgeld nehmen, was sie auch nicht machen. Wir konnten uns davon überzeugen. Bei uns in Deutschland wären diese Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft in dem Maße undenkbar gewesen. Oder waren Sie schon einmal in einem Büro des Flughafenmanagers mit Vollverpflegung?


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