Abschied von Kagbeni

Trekking in Nepal: Abschied von Kagbeni

Jetzt nur ein wenig Luxus, nur eine heiße Dusche, das wäre fein. Dieser Wunsch wurde uns erfüllt. In einem kleinen Raum, wurde mit Hilfe einer Propangasflasche warmes Wasser erzeugt. Immer zwei Leute von uns duschten im Dunklen. Das Problem war der Wasserdruck. Da dieser nicht so groß war, ging die Gasflamme ab und zu aus und ein Schwall kaltes Wasser floss kopfüber übe uns. Nackig rannten wir anschließend über den Hof, durch den Schnee und die Pfützen, klopften an der anderen Tür und schon konnten die nächsten duschen. Es war herrlich so eine Dusche und nun freuten wir uns auch auf unser Abendbrot. Strom gab es immer noch nicht und wir waren gespannt, was die Küche so gezaubert hat.

Es gab eine fantastische Nudelsuppe, anschließend Reis mit den unterschiedlichsten Gemüsesorten, Kikeriki und abschließend ein super Schokokuchen. Die Stimmung war prächtig. Wir hatten es alle geschafft, wir hatten eine fast durchgängig warme Dusche, tolle Erlebnisse und Eindrücke, wir waren satt, wir hatten unser wohlverdientes Bier und wir waren eine dufte Truppe. Was braucht man eigentlich mehr? Man braucht keinen Strom, keine Designerklamotten, kein sonst wie eingerichtetes Bad. Wir waren glücklich und zufrieden, gönnten uns heute ein Bier mehr, tranken den letzten Apfelbrandy und erzählten noch lange von diesem Tag. Wir dachten nicht dran, dass es morgen leider zurückgeht. Das fiel uns erst später im Bett bei Kerzen- und Stirnlampenschein ein, als wir unser Tagebuch schrieben. Wir wurden traurig und ein paar Tränen standen uns in den Augen. Wir mussten uns von den Menschen im Dorf verabschieden und wir mussten den strahlenden und so glücklichen und dankbaren Kindern Lebewohl sagen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wussten wir: Wir kommen wieder.

Am nächsten morgen wurden wir auf das herzlichste verabschiedet und bekamen jeder noch einen Schal der Freundschaft geschenkt.

Erst auf den Rückweg sahen wir die Zerstörungen, die der Schnee angerichtet hatte. Man hörte immer noch Lawinen ins Tal donnern und wir sahen auch den Rettungshubschrauber, der mehrmals Richtung Annapurna flog. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass unweit von uns französische Bergsteiger und das nepalische Begleitteam in einer Lawine ums Leben gekommen waren. Wir sahen nur die zerrissenen Strom- und Telefonleitungen und ahnten, dass es noch lange dauern würde, eh hier irgendwann wieder einmal Strom fließt. Viel schlimmer war allerdings, dass der größte Teil der Ernte vernichtet war. Das, was auf den Dächern zum Trocknen lag war erfroren und das was noch auf dem Feld war, war zum Teil zerdrückt. Schrecklich für die Menschen im Kali Gandaki Tal.


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