Schnee, Schneemann und MauMau

Trekking in Nepal: Schnee, Schneemann und MauMau

Doch der Reihe nach und dazu kehren wir noch einmal nach Kagbeni zurück, einem Ort, den wir in unser Herz geschlossen hatten. Um in diesen Ort zu gelangen muss man nicht nur drei Stunden durch das Kali Gandaki Tal laufen, sondern auch einen Zeitsprung von 500 Jahren vollführen.

In Kagbeni hatten wir keinen Strom. Das ist gar nicht so schlimm, denn ist es nicht romantisch in einem Zimmer unter der Decke bei Kerzenschein zu liegen, die Heizung ist eine Wärmeflasche und der aufgehenden Mond über dem Kali Gandaki Tal spendet Licht? Wir hingen unseren Gedanken nach, verspürten keinen Stress, keine Hektik, keine Eile. Wir genossen einfach das Leben in Kagbeni. Von draußen drangen ab und zu Geräusche an unsere Ohren. Unser Küchenteam zauberte ohne Strom das Abendessen für uns zusammen. Mit fröhlichem Lachen und dem ein oder anderem Lied auf den Lippen, ging es Ihnen schnell und geschickt von der Hand.

Ein Lichtkegel huschte über das Dach und holte uns aus unseren Träumereien. Jedenfalls erinnerten uns die huschenden Lichtkegel daran, dass es Abendbrotzeit war. Ausgerüstet mit Stirnlampen machten wir uns auf den Weg. Uns empfing Kerzenschein und Everestbier. Ein wenig komisch war es schon, bei Kerzenschein die Suppe zu essen, sie schmeckte zwar köstlich, aber was darin war, konnten wir beim besten Willen nicht erkennen. Musste man das? Nein, die Hauptsache war doch, dass es schmeckte, warm war und satt machte. Das Küchenteam freute sich über unseren Appetit. Das war es doch was zählte. Nach der Hauptspeise, Dalbat, Reis mit Linsen, viel Gemüse und scharfer Soße, erwartete uns noch eine Überraschung. Voller Stolz brachte der Koch einen wunder- und liebevoll gebackenen und verzierten Kuchen. Wir liefen alle durcheinander, nicht weil wir die ersten am Kuchen sein wollten, sondern um unsere Fotoapparate zu holen. "Reni und Lutz ihr schneidet den Kuchen gemeinsam an, schließlich seit ihr das einzige Ehepaar in der Gruppe" so lautete die Aufforderung von Krishna. Vor 15 Jahren, zu unserer Hochzeit, hatten wir geübt wie dies geht und wir können euch sagen, es klappte noch hervorragend. Nachdem mir der Koch ein Messer in die Hand gedrückt hatte ging es los. Jeder bekam ein Stück. Das schönste aber war, wie sich Krishna und das gesamte Küchenteam, über die gelungene Überraschung freute. Nachdem wir rundum satt waren, konnten nun auch unsere fleißigen Köche essen.

Wie immer besprachen wir anschließend das Vorhaben für den nächsten Tag, tranken noch ein Everestbier und gingen dann zufrieden ins Bett. Eine weitere Nacht stand vor uns. Warum vergeht denn die Zeit hier so schnell? Wir hatten zwar vom ersten Tag an das Zeitgefühl eingebüßt, aber meine innere Uhr sagte mir, dass bereits dir Hälfte des Urlaubs vorbei war. Unser großes Ziel, der Pilgerort Muktinath, lag noch vor uns. Also Augen zu und auf den nächsten Tag freuen. Unser Weg sollte wieder in ein kleines Dorf oberhalb von Kageni führen, um uns noch besser zu akklimatisieren. Wir schliefen mit den Bildern des Tages in unserer Erinnerung ein und wachtn auf, als es ganz gleichmäßig und leise an die Fensterscheibe klopfte. Es regnete. Gegen 6:30 Uhr standen wir auf und es regnete immer noch.

7:00 Uhr trafen wir uns zum Frühstück und es schneite. So ging es den ganzen Tag. Wir konnten unsere Tour leider nicht durchführen. Bereits 8:00 Uhr war die Schneefallgrenze auf 2800 m gesunken. Was machen mit diesem Tag? Wir hatten eine Idee und schon eine Stunde später hörte man komische Laute aus der Lodges: Mau; Maumau; HerzMau; lachen und kichern. Wir waren im Maumauspiel versunken.

Die Zeit verging rasend schnell und als wir mal wieder aus dem Fenster sahen, lag der Schnee schon 30 cm hoch. Unter unserem Tisch stand ein Ofen mit glühenden Kohlen, auf unseren Tisch eine Flasche Kukri (Rum) und warmer Tee. Ging es uns nicht gut? Wir spielten und spielten und beschlossen nach dem Mittag einen Schneemann zu bauen.

Vorher gab es aber noch eine Schneeballschlacht mit unserem Küchenteam und als unser Schneemann seine endgültige Form angenommen hatte, zog es uns wieder an den Kartentisch. Wir hatten alle soviel Spaß, das wir bereits beim 65ten Spiel waren. Es machte Spaß Krishna zu zusehen, wie diebisch er sich immer freute, wenn jemand zwei oder mehrere Karten ziehen musste. Unser Punktekonto war bereits zu einem 8000er angestiegen und die Flasche Rum leer.

In der Lodge gab es noch mehr zu entdecken. In einem Schrank an der Wand standen kleine Flaschen Blackpiper (Whisky). Wenn man schon in diesem Land ist, sollte man auch ein landestypisches Getränk versuchen. Das taten wir schließlich auch. Lecker und gerade richtig bei dem Wetter. Einmal in der Stunde wurde unsere „Untertischofenheizung“ mit neuen glühenden Kohlen aufgefüllt. Die Frau des Hauses nahm dazu nicht etwa eine Schaufel. Sie faste die glühenden Kohlen mit der bloßen Hand an. Uns verzog es vor Schmerzen das Gesicht.

Da den ganzen Tag keine Sonne aus den Wolken lugte, gab es am Abend nicht nur keinen Strom, sondern auch kein warmes Wasser. Im ersten Moment ein grausiger Gedanke. Aber nach einem kurzen Aufschrei unter der Dusche hatte man sich daran gewöhnt und alles war in bester Ordnung. Das Wasser lief über uns und als wir uns im Kerzenlicht trockengelegt hatten, wurde es mollig warm und der Rauchgeruch der „Untertischofenheizung“ war verschwunden, na ja, fast zumindest.

Morgen sollte nun das Highlight der Tour starten. Der Pilgerort Muktinath war unser Ziel sein. Wir waren neugierig auf die heiligste Stelle, zu der die Pilger aus aller Welt kommen. Wir waren neugierig auf die 108 Wasserspeier und die ewige Flamme. Vor Vorfreude und Aufregung konnten wir kaum einschlafen. Bereits 6:00 Uhr wollten wir loslaufen, denn wir hatten 1000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg vor uns.


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