Marpha

Trekking in Nepal: Marpha

Leben ist auch in Marpha zu spüren - der Apfelstadt Nepals. Doch zuerst mussten wir von Jomoson nach Marpha.

Vorbei ging es an einer Getreidemühle, einem kleinen Dorf bis wir schließlich das Eingangstor von Marpha erreichten.

Dank Krishna hatten wir die Möglichkeit eine Destillerie zu besuchen. Wir liefen einfach auf das Grundstück, wo prächtige Apfelbäume standen. Uns strahlten die grünen und roten Vitamine nur so entgegen. Im Haus empfing uns ein freundliches "Namaste" und als sich unsere Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, standen alle Familienmitglieder aufgereiht und freundlich lächelnd vor uns.

Dazu gehörten zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, die Mutter, der Vater, Oma und Opa. Sie hatten sich das Schnapsbrennen auf die Fahne geschrieben und verdienten sich so ihren Lebensunterhalt. Schüchtern beäugten die beiden Kinder unsere Fototasche. Der Grund waren ganz einfach. Es lag an zwei Schlüsselanhängern, zwei winzig kleinen Giraffen aus Kunststoff. Wir lösten diese aus ihrer Gefangenschaft und gaben sie den Kindern. Allerdings hatten wir ein Problem, das dachten wir zumindest. Die Giraffen waren unterschiedlich groß. Welche geben wir denn dem Mädchen und welche dem Jungen? Man kennt doch das Theater, wenn die Streitigkeiten losgehen. Wir täuschten uns wieder einmal und wurden eines besseren belehrt. Wir waren hier doch nicht in Deutschland. Es war egal, wen wir welche Giraffe gaben, die Kinder strahlten und betrachteten ihr Geschenk voller Freude. Es kam gar nicht auf die Größe an, sie wären auch glücklich gewesen, wenn wir nur eine Giraffe gehabt hätten. Mir fiel ein, dass in meinem Rucksack noch mehr Schätze verborgen waren. Ich hatte durch Krishna erfahren, dass beide nicht die Schule besuchen können. Die Eltern hatten einfach das Geld nicht und auf der Apfelplantage ging es ohne ihre Hilfe auch nicht. Wir schenkten beiden noch eine Packung Buntstifte. Verlegen und tuschelnd zogen sie sich auf ihren Platz am Fenster zurück.

Es dauerte gar nicht lange und das Mädchen erschien vor uns. In ihrer Schürze hatte sie für jeden von uns zwei prächtige Äpfel. Wir waren gerührt, als Dankeschön für die kleinen Sachen, bekamen wir diese Äpfel, eigentlich das Einkommen der Familie, geschenkt. Die Kinder freuten sich über unser „Danjabad“ und untersuchten ihre Geschenke.

Kurz darauf erhielten wir, direkt aus der Schnapsleitung, Apfel- und Aprikosenbrandy zum Kosten. Köstlich, diese nicht ganz so klare Flüssigkeit, floss durch eine nicht ganz vertrauenswürdige Leitung.

Ob das wohl unser europäischer Magen verträgt? Jeder von uns kaufte eine Flasche Brandy. Die Familie war glücklich und wir beobachteten, wie der Schnaps in die Flaschen gefüllt wurde, wie die Flaschen in Handarbeit geschlossen und etikettiert wurden. Dafür waren 100 Rupien (1,20 Euro), soviel kostete eine Flasche, nach unserem Ermessen viel zu wenig.

In Marpha hatten wir außerdem das Glück ein Postamt zu finden. Ich betrat dieses, grüßte und ... nichts tat sich. Vielleicht sah ich den Postbeamten nur nicht, weil es so dunkel im Raum war. Langsam traten die Umrisse von einem Tisch, einem Tresor und einem Bild vom König an der Wand, aus dem Dunkeln hervor. Doch keine Person, soviel ich mir auch Mühe gab. Krishna musste helfen und nachdem er ein paar Mal in die Dunkelheit gerufen hatte, betrat tatsächlich ein Mann den Raum.

Der Postbeamte grüßte und ging auch gleich an die Arbeit. Er holte einen Stempel raus und schon bekam jede Briefmarke eine Kennung: Marpha, Mustang. Er ließ sich Zeit und stempelte in aller Ruhe unsere Karten. Wir hatten Zeit uns die Einrichtung des Postamts noch einmal genauer anzusehen, eigentlich war es doch ganz praktisch eingerichtet. Es war alles da, was unbedingt nötig war, Karten auf die Reise in alle Welt zu schicken. Sogar Geld konnte man bekommen. Uns fehlte nur die „Bitte Abstand halten – Linie“.

Jetzt begann die abenteuerliche Reise der Karten nach Deutschland. Irgendwie mussten Sie auf einem Maultier nach Jomoson, anschließend mit zwei Sichtflügen nach Kathmandu und dann mit einem weiteren Flug nach Deutschland. Wir waren gespannt. Sichtflug deswegen, da die nepalischen Fluggesellschaften nicht mit Radar ausgestattet sind, sondern nach Sicht fliegen. Eine spannende Sache.


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